Wasserstoff – farblos, aber bunt.
Grauer, blauer oder grüner Wasserstoff? Fest steht: Wasserstoff ist eigentlich ein farbloses Gas, trotzdem gibt es viele bunte Namen für den Energieträger. Dahinter steckt ein Verweis auf das Herstellungsverfahren und die im Prozess verwendete Energie, die das begehrte H2 Molekül nachhaltig macht.
Der Energieträger von Morgen
In der aktuellen Diskussion gilt Wasserstoff als der Energieträger der Zukunft. Das liegt vor allem an seinem vielfältigen Einsatzpotential: Von der Mobilität über die Wärmeversorgung bis hin zur klassischen Industrie kann Wasserstoff als effiziente Alternative zu fossilen Rohstoffen dienen. Er kann Brennöfen der Zement- und Stahlindustrie beheizen, industrielle Abgase zu Dünger, Kunst- und Kraftstoffe synthetisieren und dient als Basis für weitere wichtige Rohstoffe in der Chemieindustrie.
Besonders in der Stahlindustrie – eine der CO2-intensivsten Branchen – kann Wasserstoff viel bewegen, da in den Hochöfen zur Roheisenerzeugung traditionell Kohlenstoff genutzt wird. Dieser liefert einerseits die notwendige Energie, um die Eisenerze aufzuschmelzen und dient andererseits als Reduktionsmittel, d. h. er bindet den Sauerstoff der Eisenerze, wodurch reines Eisen entsteht. Im Hochofenprozess entstehen so aktuell 85% der CO2-Emissionen des gesamten Stahlerzeugungsprozesses . Die Stahlindustrie mithilfe von Wasserstoff zu dekarbonisieren ist also eine riesige Chance für eine klimafreundlichere Zukunft.
Wie groß dieser Hebel und das CO2-Einsparpotential in der Industrie sind, hängt aber maßgeblich von der Herstellung des genutzten Wasserstoffs ab.
Von Grau bis Grün: Auf die Herstellung kommt es an.
Grauer Wasserstoff: Aktuell wird Wasserstoff hauptsächlich aus fossilen Brennstoffen erzeugt – genauer: aus Erdgas. Praktisch bedeutet das, dass unter Hitze Wasserstoff und Kohlendioxid gespalten werden. Nach diesem Prozess wird das Kohlendioxid (CO2) ungenutzt in die Atmosphäre abgegeben. Diesen Wasserstoff nennt man grauen Wasserstoff. Bei der Produktion einer Tonne grauen Wasserstoffs entstehen rund zehn Tonnen CO2. Zum Vergleich: Das ist etwa so viel CO2 wie eine in Deutschland lebende Person im Durchschnitt pro Jahr oder ein Berufspendler mit einem Arbeitsweg von 40km und einem mittelgroßen Benziner über einen Zeitraum von sechs Jahren verursacht.
Blauer Wasserstoff: Auch der sogenannte blaue Wasserstoff wird aus fossilen Brennstoffen hergestellt. Allerdings wird das erzeugte CO2 abgefangen, gespeichert oder genutzt. Daher kann blauer Wasserstoff mittelfristig ein erster Hebel zur Reduzierung von CO2-Emissionen sein, ist aber aufgrund der negativen Umweltbilanz von fossilen Brennstoffen keine langfristige Lösung für eine grünere Industrie. Entscheidend ist dabei die langfristige Nutzung der Materialien oder Speicherung.
Grüner Wasserstoff: Die Wasserelektrolyse spaltet mithilfe von Strom Wasser in Wasserstoff und Sauerstoff. Kommt während dieses Prozesses nur Energie aus 100 % erneuerbaren Quellen zum Einsatz, spricht man von grünem Wasserstoff. Dieser Prozess ist vollkommen frei von CO2 Emissionen. Denn unabhängig davon, welche spezifische Elektrolysetechnologie zum Einsatz kommt, entsteht bei der Elektrolyse gar kein CO2. Daher gilt grüner Wasserstoff als der Energieträger der Zukunft und wichtiger Wegbereiter für eine nachhaltige und CO2 freie Industrie.
Die Chancen von blauem Wasserstoff
Für das Erreichen der UN Klimaziele ist der Umstieg auf grünen Wasserstoff in der Stahlproduktion langfristig essenziell. Denn vollständig mit grünem Wasserstoff betriebene Anlagen können allein in der Stahlindustrie mehrere Millionen Tonnen CO2 einsparen. Doch aktuell reichen die verfügbaren Mengen erneuerbarer Energie noch nicht aus, um den konstant steigenden Wasserstoffbedarf aller Industrien zu decken. Allein das thyssenkrupp Steel Stahlwerk in Duisburg wird langfristig rund 720.000 Tonnen Wasserstoff pro Jahr benötigen. Das sind ganze 247 Millionen mit Wasserstoff gefüllte LKWs im Jahr! Daher ist eine wichtige Transportform von Wasserstoff Ammoniak. Dieser kann in Tankschiffen kostengünstig transportiert werden. Der Ammoniak wird dann Vorort in Wasserstoff und Stickstoff gespalten. Mit Hilfe von Ammoniak wird sich ein weltweiter Markt von low Carbon Wasserstoff etablieren.
Bevor die Energiewende geschafft ist und ausreichend Strom aus erneuerbaren Quellen zur Verfügung steht, ist zur Vermeidung von CO2-Emissionen mittelfristig auch der Einsatz von blauem Wasserstoff notwendig. Denn auch in blauem Wasserstoff steckt viel Potenzial. Durch die Nutzung von blauem Wasserstoff kann thyssenkrupp Steel in Duisburg bereits 20 Millionen Tonnen CO2-Emissionen jährlich einsparen.
Gemeinsam zur grünen Transformation
Gemeinsam zur grünen Transformation
Unser Ziel ist klar: bis 2045 soll thyssenkrupp vollständig klimaneutral sein. Ein erster Schritt in diese Richtung ist das Direktreduktionsverfahren, bei dem die Eisenerze durch Wasserstoff reduziert werden. So entstehen bei der Roheisenproduktion selbst keine CO2-Emissionen.
Die entscheidenden Weichen für die grüne Transformation – auch über die Stahlproduktion hinaus – stellen die Kolleg:innen von thyssenkrupp nucera und thyssenkrupp Uhde. Als einer von wenigen Anbietern weltweit bietet thyssenkrupp nucera schon heute Technologien zur Produktion von grünem Wasserstoff im Gigamaßstab an. thyssenkrupp Uhde sorgt mit den passenden Anlagen für die Ammoniaksynthese und -cracking, sowie Speichertanken für die notwendige Infrastruktur, um den begehrten Wasserstoff auch verlustarm über weite Strecken zu transportieren.
Blau oder grün? Fest steht, in den nächsten Jahren wird CO2 neutraler Wasserstoff immer wichtiger, vor allem in der Industrie. Mit unseren verschiedenen Kompetenzen und Perspektiven für nachhaltige Wertschöpfungsketten und einem bunten Mix an klimafreundlichen Lösungen, sind wir bei thyssenkrupp schon mitten drin in der grünen Transformation.