Faktencheck – Sechs Mythen rund um Windenergie
Rund um das Thema Windenergie gibt es viele Mythen. Windräder stünden angeblich nur still, würden Vögeln schaden und könnten nicht recycelt werden. Immer wieder spielen diese Vorurteile in gesellschaftlichen Diskussionen rund um das Thema Windkraft eine Rolle. Wir haben die sechs hartnäckigsten Mythen zur Windenergie in einem Faktencheck ganz genau unter die Lupe genommen.
Mythos #1: „Windräder stehen nur still.“
Das muss eine optische Täuschung sein, denn würden Windkraftanlagen immer stillstehen, würden sie nicht so viel Strom in das Stromnetz einspeisen. Die Windenergie macht einen stetig wachsenden Anteil an der Stromerzeugung aus, zumindest in Deutschland. Allein im Jahr 2023 wurden rund 145 TWh in das deutsche Stromnetz eingespeist.
Solltet ihr aber mal Windkrafträder entdecken, die vorübergehend nicht in Betrieb sind, kann das unterschiedliche Ursachen haben. Mögliche Gründe sind Wartungs- und Reparaturarbeiten an den Windkraftanlagen, Rücksichtahme auf Brut- und Ausflugszeiten von Vögeln oder weil durch zu starken Wind zu viel Strom ins Netz eingespeist wurde. Auch zum Schutz umliegender Anwohner:innen stehen Windkraftanlagen gelegentlich still. Zum Beispiel, wenn sie bei tiefstehender Sonne länger als 30 Minuten Schatten auf die umliegenden Häuser werfen.
Mythos #2: „Windkraftanlagen töten Vögel.“
Ein Mythos, der sich hartnäckig hält und von dem oft automatisch in Zusammenhang mit Windkraftanlagen gesprochen wird – Windkraftanlagen seien dafür verantwortlich, dass sehr viele Vögel verunglücken. Das ist aber nicht ganz korrekt, nur in seltenen Fällen kollidieren Vögel mit Anlagen, wenn sie diese zu spät als Hindernis wahrnehmen. Um die Tiere so gut wie möglich zu schützen, halten die Planungsbeauftragten von Windparks die strikten Vorgaben des Bundesnaturschutzgesetzes ein und schaffen parallel neue Biotope und Lebensräume für bedrohte Tierarten.
Glasscheiben hingegen stellen eine viel größere Gefahr für Vögel dar. Jedes Jahr verunglücken über 18 Millionen Vögel in Deutschland durch einen Aufprall auf Glasscheiben – Bushaltestellen nicht inklusive.
Mythos #3: „Der durch Windräder erzeugte Infraschall macht krank.“
Infraschall sind Töne, die unterhalb einer Frequenz von 20 Hertz liegen und die wir mit dem menschlichen Gehör nicht wahrnehmen können. Genau dieser Schall soll uns laut einem gängigen Mythos gesundheitlich Beeinträchtigen und zu Kopfschmerzen, Schwindel, Übelkeit oder Stress führen. Stimmt das?
Infraschall ist ein fester Bestandteil unserer Lebenswelt und kann sowohl aus natürlichen als auch aus technischen Quellen hervorgehen. Natürliche Quellen sind z.B. Wind, Gewitter, Vulkane und Meteoriten. Klima- und Lüftungsanlagen, Kraftfahrzeuge, Kühlschränke und Windkraftanlagen sind unter anderem technische Ursprünge für Infraschall. Allerdings müssen wir uns bei unseren Windkraftanlagen keine Sorgen machen. Der Infraschall wird von anderen natürlichen Umgebungsgeräuschen überdeckt und hat eine niedrige Intensität, sodass wir Menschen ihn schon wenige hundert Meter weiter nicht mehr wahrnehmen können.
Mythos #4: „Windkraftanlagen können nicht recycelt werden.“
Eine Windkraftanlage hat eine Lebensdauer von 20 bis 30 Jahren, bis sie wieder zurückgebaut wird. Und was passiert dann mit den einzelnen Komponenten?
Grundsätzlich müssen Windkraftanlagen nicht nach 20 oder 30 Jahren, also nach Auslauf der finanziellen Förderung durch das Erneuerbare Energien Gesetz, zurückgebaut werden. Sie können auch weiterhin betrieben werden. Ist dies nicht der Fall und eine Anlage muss abgebaut werden, können bis zu 90 Prozent der Komponenten in Recyclingkreisläufe zurückgeführt werden – z.B. metallhaltige Anlagenteile, die Elektrik, die Fundamente und der Turm.
Mythos #5: „Windenergie ist energetisch nicht effizient.“
Ein weiterer Mythos stellt die Windkraft grundsätzlich in Frage: Sind Windkraftanlagen überhaupt effizient? Eine Windkraftanlage erzeugt nach etwa sieben Monaten so viel Energie, dass sie die Energie für den Bau, den Betrieb und den Rückbau bereits wieder rausgeholt hat. Jede weitere Betriebsstunde produziert die Windkraftanlage sauberen Strom – „netto“ und mindestens 20 Jahre lang. Für andere herkömmliche Energieerzeugungsanlagen ist das in dieser Form nicht umsetzbar. Die Antwort lautet also: ja, Windkraftanlagen sind effizient.
Mythos #6: „Windräder zerstören das Landschaftsbild.“
Ein Mythos, an dem sich die Geister scheiden: Windkraftanlagen zerstören das Landschaftsbild. Die Schönheit liegt allerdings immer im Auge des Betrachters. Historische Windmühlen beispielsweise wurden nach ihrer Fertigstellung als störend empfunden und sind heute Teil unserer Landschaft und unserer Sehgewohnheit. Warum sollten wir uns also nicht auch an Windkraftanlagen auf unseren Feldern und in unseren Wäldern gewöhnen? Und schon zwei Prozent der Landesfläche von ganz Deutschland reichen aus, um den erforderlichen Beitrag an Windenergie zu leisten.
Übrigens können Windkraftanlagen auch unseren Wäldern nichts anhaben. Besonders in wertvollen Laub- und Mischwäldern oder Schutzgebieten dürfen keine Windkraftanlagen errichtet werden, weil sie von der Windenergienutzung ausgeschlossen sind. Oft sind nur kleine Flächen für die Riesen notwendig. Durch Schädlingsbefall oder Dürre geschädigte Waldflächen werden daher in erster Linie für den Bau von Windparks genutzt.
Erneuerbare Energie als Chance für die Zukunft
Fazit unseres Faktenchecks: Viele Mythen, die sich um das Thema Windenergie tummeln entsprechen nicht der Wahrheit. Die Windenergie ist eine große Chance, um unsere Stromversorgung klimafreundlich und nachhaltig zu gestalten. Mit den Technologien von thyssenkrupp, wie unseren Großwälzlagern von thyssenkrupp rothe erde, tragen wir zum Ausbau der erneuerbaren Energien bei und unterstützen die Entwicklung einer nachhaltigen Energieversorgung.
Mehr zum Thema Windenergie bei thyssenkrupp gibt’s in unseren Stories.