EnviNOx®: wenn Landwirtschaft noch grüner wird
Wenn es um den Klimaschutz geht, haben wir uns ein ganz klares Ziel gegeben:
Wir wollen bis 2050 klimaneutral werden – und unsere Emissionen bis 2030 um 30 Prozent reduzieren. Genauso wollen wir unsere Kunden dabei unterstützen, grüner zu werden. Das gilt auch für die Landwirtschaft: Hier entstehen bei der Produktion von Düngemitteln große Mengen N2O. Tatsächlich ist das Treibhausgas dem harmlosen Namen „Lachgas“ rund 300-mal-klimaschädigender als CO2. Mit unserem EnviNOx®-Verfahren lösen wir Lachgas in Luft auf.
Besonders häufig entsteht Lachgas in der Landwirtschaft – 60 Prozent der anthropogenen Emissionen haben hier ihren Ursprung. In großen Mengen entsteht Lachgas auch bei der Herstellung von Salpetersäure, die ein wichtiger Grundstoff für die Düngemittelproduktion ist. Jahr für Jahr bilden sich hier rund 500.000 Tonnen Lachgas. Für unsere Umwelt ist das eine Katastrophe. Die gute Nachricht ist aber, dass N2O sich dank EnviNOx® relativ leicht in seine harmlosen Bestandteile Stickstoff und Sauerstoff aufspalten lässt. Das hat thyssenkrupp zum Weltumwelttag 2018 bereits gezeigt. Was hat sich seitdem getan?
Ein Jahr im Leben von EnviNOx®
Meinhard Schwefer ist Principal Chemist bei thyssenkrupp. Er ist einer der führenden Köpfe hinter dem Verfahren und blickt auf ein sehr erfolgreiches Jahr für EnviNOx® zurück. „Im Januar dieses Jahres ging eine EnviNOx®-Anlage in Weißrussland in Betrieb. Sie beseitigt rund 700.000 Tonnen CO2-Äquivalente pro Jahr und reduziert zusätzlich alle restlichen NOx-Stickoxide vollständig.“, berichtet Schwefer. Außerdem konnte thyssenkrupp seit dem letzten Weltumwelttag drei weitere EnviNOx®-Anlagen in Südafrika, Ägypten und Polen verkaufen. Allein am polnischen Standort Włocławek wird die Umwelt-Technologie so zukünftig jährlich fast 3.000 Tonnen N2O beseitigen. Dies entspricht mehr als 700.000 Tonnen CO2-Äquivalenten – ein toller Erfolg für das Team hinter EnviNOx® und für die Umwelt.
Stärkeres Umweltbewusstsein in Gesellschaft und Politik
Weltweit beobachtet Schwefer ein geschärftes Bewusstsein für Umwelt- und Klimathemen. Außerdem hat sich der Preis für CO2-Zertifikate seit dem letzten Weltumwelttag in Europa nahezu verdoppelt – Unternehmen, die das Treibhausgas ausstoßen, müssen solche Zertifikate bei der Europäischen Union erwerben. So will die Politik die Industrie dazu bringen, ihren Ausstoß möglichst gering zu halten.
So wird EnviNOx® für immer mehr Betriebe und Anlagenbetreiber attraktiver. Durch weitere Forschung will das Team noch mehr Anwendungsgebiete erschließen. „Konkret arbeiten wir derzeit an einem Projekt in Zentraleuropa, bei dessen Realisierung allein fast eine Million CO2-Äquivalente pro Jahr beseitigt werden könnten.“
EnviNOx®: Eine Erfolgsgeschichte
Hinter der Entwicklung des Verfahrens steckt eine lange Geschichte. Als Meinhard Schwefer und sein Team im Jahr 2000 anfingen, das Verfahren zu entwickeln, interessierten sich nur wenige für das Treibhausgas N2O. Die Chemiker und Ingenieure bei thyssenkrupp testeten im Labor und im realen Abgas, unter welchen Bedingungen sich Lachgas mit Hilfe von Katalysatoren am besten abbauen lassen.
Diese Entwicklung dauerte mehrere Jahre. „Erfolgreich ist nur, wer in die Tiefe geht und einen langen Atem hat.“, so Schwefer. 2006 hat thyssenkrupp dann die erste Anlage verkauft. Die EU erklärte das Verfahren 2008 sogar zur „Best Available Technique“ und empfiehlt sie Betreibern von Salpetersaure-Anlagen. Mittlerweile sind weltweit zirka 15 Prozent der Salpetersäure-Anlagen mit der Lösung von thyssenkrupp ausgerüstet. EnviNOx® beseitigt so jährlich fast 15 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente.
Auf einen Blick: So funktioniert EnviNOx®
„Das Abgas wird einfach über einen speziellen Katalysator geleitet, mit dessen Hilfe das N2O in seine Bestandteile zerlegt wird.“, erklärt Meinhard Schwefer. Möglich machen das sogenannte Zeolith-Katalysatoren, die mit Eisen-Ionen in besonderer Weise aktiviert wurden. „Das Lachgas kann so auch unter industriellen Bedingungen weitestgehend abgebaut werden.“, sagt Schwefer.
Zusätzlich beseitigt EnviNOx® auch die im Abgas enthaltenden giftigen NOx-Stickoxide – und zwar vollständig! Wenn dem Verfahren ein Reduktionsmittel wie Ammoniak hinzugegeben wird, wandeln die Katalysatoren nämlich das NOx in Wasser und Stickstoff um. Wer EnviNOx® anwenden möchte, muss seine Produktionsanlage übrigens nicht neu bauen: Die Abgasreinigung lässt sich zum Beispiel ganz einfach am Ende des Salpetersäure-Produktionsprozesses integrieren. Ein relativ kleiner Schritt für den Anlagenbetreiber, aber ein großer für den Klimaschutz.
Über die Klimastrategie von thyssenkrupp
Nachhaltigkeit spielt für uns bei thyssenkrupp eine besondere Rolle. Insbesondere für unseren Beitrag zum Klimaschutz wurden wir in den vergangenen Jahren mehrfach ausgezeichnet. Da ist es nur konsequent, dass wir uns für die Zukunft ein besonders ambitioniertes Ziel setzen: klimaneutral bis 2050. Wie wir das verwirklichen wollen, erfahrt ihr hier.