BioTfueL: Der Biokraftstoff der Zukunft entsteht aus Abfall
#greenminded ist, wenn für die nächste Generation der Bio-Kraftstoffe keine Lebensmittel mehr im Tank landen. Mit dem Projekt BioTfuel will thyssenkrupp genau das erreichen: Statt essbarer Pflanzen wie Raps oder Mais dienen natürliche Biomasse-Abfälle als Rohstoff. Der nächste Schritt: die Marktreife der Technologie. Dazu testet das Team die Technologie in zwei neuen Anlagen in Frankreich.
Die Forscher sind sich einig: Der hohe menschengemachte CO2-Ausstoß ist die Ursache für die Erderwärmung. Seit Jahrzehnten wird daher weltweit versucht, ihn zu senken. Unter anderem mit Biosprit versetzte Kraftstoffe sollen bei der CO2-Reduzierung helfen, allerdings sparen diese noch nicht genug CO2 ein. Das ändert die nächste Generation von Biokraftstoff – mit Technologien von thyssenkrupp.
BioTfueL heißt das Projekt, an dem thyssenkrupp neben französischen Konzernen wie Total, IFPEN, Axens, Avril und CEA beteiligt ist. Ausgesprochen wird BioTfueL übrigens wie das englische „beautiful“ – wunderschön. „Wir wollen eine nachhaltige Prozesskette entwickeln, die eine günstige und somit massentaugliche Produktion von Btl-Treibstoff ermöglicht“, sagt Projektleiter Norbert Ullrich. „Btl“ steht für „Biomass to liquids“ – Biomasseverflüssigung – und beschreibt damit den Herstellungsprozess der neuen Biokraftstoffe: Aus Biomasse, also natürlichem Abfall wie Grünschnitt, Stroh und Holzresten, wird hochwertiger Flugtreibstoff und Diesel. „Das ist ein großer Vorteil gegenüber der alten Biokraftstoff-Generation, für die essbare Pflanzen wie Raps, Mais oder Zuckerrohr verarbeitet werden“, erklärt Ullrich. Ein Umstand der angesichts von Nahrungsmangel vielerorts auf der Welt für Kritik sorgte.
Auf dem Weg zum Biokraftstoff 2.0: Demoanlagen in Frankreich in Betrieb
Die Vermarktungsreife des BioTfueL-Verfahrens streben die Projektbeteiligten für 2020 an. Zu Testzwecken sind in Frankreich im Jahr 2019 zwei Demoanlagen in Betrieb gegangen: In Venette bei Paris wird der benötigte Biomasserohstoff vorbehandelt, im 200 Kilometer entfernten Dünkirchen entsteht daraus der flüssige Biokraftstoff. „Bei der Vorbehandlung kommt unsere Technologie POLTORR zum Einsatz“, erklärt Ullrich. „Mit deren Hilfe wird die Biomasse dezentral geröstet und damit besser transportierfähig und mahlbar.“
Auch in Dünkirchen wird auf ein Verfahren von thyssenkrupp gesetzt: PRENFLO PDQ. Die in Venette geröstete Biomasse wird dabei, nachdem sie zu einem Pulver gemahlen wurde, durch Zugabe von Sauerstoff in Synthesegas umgewandelt. Ein elementarer Schritt bei der Herstellung von Btl-Treibstoff. „Beide Verfahren sind nicht neu, sondern in anderen Anwendungen längst erprobt“, erklärt Ullrich. „In den kommenden Monaten wollen wir mit unseren Demo-Anlagen beweisen, dass die Prozesskette von BioTfueL funktioniert – und außerdem Erkenntnisse über die Parameter für die Auslegung industrieller Großanlagen gewinnen.“
BioTfueL stellt sich den ersten echten Testläufen
Für dieses Ziel sind die ersten Versuchsläufe bereits angelaufen, sagt Ullrich: „Um erste Studien für kommerzielle Anlagen durchführen zu können, werden wir Versuche mit Holz und später mit Stroh durchführen – unsere konkreten Ergebnisse werden wir auf Kongressen und bei potenziellen Kunden präsentieren.“ Genauso ist das Team in ersten Gesprächen mit potenziellen Kunden. Durchführbarkeits- und Wirtschaftlichkeitsstudien sind geplant – sie sollen die Vorteile der neuen, nachhaltigen Prozesskette von BioTfueL belegen.
Motoren müssen nicht umgerüstet werden
Sollte das Projekt erfolgreich verlaufen, könnte der Btl-Sprit pur oder in einem Mix mit fossilem Kraftstoff angeboten werden: für alle mit Diesel oder Kerosin angetriebenen Motoren und anderen Triebwerke, egal ob sie in Pkws, Lastwagen, Zügen, Schiffen oder Flugzeugen ihren Zweck erfüllen. Eine Umrüstung wird somit nicht notwendig sein.
Und das beste zum Schluss: Die neuartigen Biokraftstoffe sparen 90 Prozent der CO2-Emissionen von konventionellem Sprit ein.