Eine tonnenschwere Europareise: Vom Rohling zum Großwälzlager
Vom massiven Stück Stahl zum voll funktionsfähigen Großwälzlager ist es ein langer Weg. Denn die Reise der Produktion beginnt mit einem zylindrischen Stahlstrang und endet schließlich bei thyssenkrupp rothe erde als einsatzbereites Herzstück diverser Anwendungen.
1. Die ersten Schritte: Vom Lager zur Säge
In den Ringwalzwerken von thyssenkrupp rothe erde beginnt die Reise der gigantischen Stahlringe. Doch zu Beginn ist von ihrem späteren Durchmesser noch nichts zusehen. Zu diesem Zeitpunkt haben die zylindrischen Stahlstränge lediglich einen Durchmesser von 180 mm bis 1500 mm und wiegen im Durchschnitt circa 21 Tonnen. Der Transport zur Sägeeinrichtung erfolgt daher mit Hilfe eines Starkstrommagneten.
2. Vom Zylinder zum „glühenden Donut“
In der Trennerei schneidet sich eine Hochleistungssäge durch den Stahlstrang. Die Größe des abgetrennten Stahlzylinders hängt von der Geometrie ab, die das Großwälzlager am Ende haben soll und kann daher, je nach Auftrag, unterschiedlich ausfallen. Damit sich der Stahlzylinder nach dem Sägen zu einem Ring modellieren lässt, muss er zunächst erhitzt werden. In Spezialöfen wird der Stahlzylinder auf bis zu 1.200 Grad aufgeheizt.
Damit aus dem glühenden Stahlzylinder erst eine Scheibe und dann ein Ring entsteht, wird er mit einer leistungsstarken Presse gestaucht. 6.000 Tonnen Presskraft verformen den Stahl zu einer Scheibe. Mithilfe eines sogenannten „Lochers“ wird im Anschluss aus der Scheibe ein Ring gefertigt – ein Donut aus Stahl. Um ein Verkleben des Werkzeugs im Stahl zu vermeiden, wird eine Graphitschicht aufgetragen. Die Temperatur neben der Anlage beträgt rund 70 Grad Celsius.
3. Walzen und Wärmebehandeln
Die Vollendung des zunächst eher Donut-förmigen Stahlrings geschieht in einem CNC-gesteuerten und -überwachten Walzvorgang. Danach folgt eine definierte Wärmebehandlung, in der der Ring seine mechanisch technologischen Eigenschaften erhält. Diese werden in verschiedenen zerstörenden und zerstörungsfreien Prüfverfahren überprüft.
4. Der Ring wird bearbeitet und das Großwälzlager montiert
Bei thyssenkrupp rothe erde erhalten die Ringe durch verschiedene zerspanende Fertigungsschritte ihre Konturen, wie Laufbahn, Bohrungen und ggf. Verzahnung,die sie für die Funktionen, wie die Drehbewegung und die Anbindung an die Anschlusskonstruktion benötigen. Um die Lebensdauer und verschleißfestigkeit der Lager zu erhöhen, werden die Laufbahnen und Verschleißflächen gehärtet. Dies geschieht durch unser induktives Härteverfahren.
Je nach Bauform und geforderten Toleranzen erfolgt die anschließende Endbearbeitung des Großwälzlagers entweder durch Hartdrehen oder durch Schleifen. Auch eine Kombination der beiden Verfahren ist möglich. Nach der Endbearbeitung werden die Ringe montiert.
5. Der große Moment: Alles muss passen
Nichts geht mehr: Jetzt ist der Moment der Entscheidung gekommen. Ob alle Produktionsschritte gut in einander greifen, wird dann festgestellt, wenn Außen- und Innenring, bzw. Ober- und Unterring zusammenführt werden und als Großwälzlager gemeinsam funktionieren und problemlos die Drehbewegung bewältigen. In der Endabnahme prüfen interne als auch externe Spezialisten die Fertigung des rothe erde® Großwälzlagers: letzte Maßkontrollen werden durchgeführt, und die Erforderlichen Kräfte, die zur Drehbewegung des Lagers notwendig sind, werden abgeglichen.
Bauprojekte von großen Anlagen hängen vom Erfolg der Großwälzlagerfertigung ab. So würde eine fehlerhafte Fertigung nicht nur Zeitverlust bedeuten, sondern auch hohe Kosten – nicht zuletzt aufgrund des Erliegens des Anlagenbaus, wenn zum Beispiel eine Windkraftanlage nicht weitergebaut werden kann, weil sich die Anlieferung eines Großwälzlagers verzögert. Deswegen setzen unsere Experten bei thyssenkrupp rothe erde auf qualitative und präzise Arbeit, die sowohl auf über einem Jahrhundert Erfahrung als auch auf neuestem technologischem Know-how fußt.