Feb 13, 2025 6:00 AM
thyssenkrupp startet gut ins Geschäftsjahr 2024/2025 und erwartet für das Gesamtjahr einen positiven Free Cashflow vor M&A
Auftragseingang, Bereinigtes EBIT und Free Cashflow vor M&A im 1. Quartal im Vorjahresvergleich gesteigert
Umsatz aufgrund von Preisrückgängen und geringerer Nachfrage leicht unter Vorjahr
Performance-Programm APEX mit positiven Ergebniseffekten
Weitere Fortschritte im Erneuerungsprozess erreicht: Steel Europe hat Eckpunkte für industrielles Zukunftskonzept vorgestellt und den Verkauf des indischen Elektrobandgeschäfts erfolgreich abgeschlossen
thyssenkrupp hebt die Gesamtjahresprognose für den Free Cashflow vor M&A an; Prognose für Bereinigtes EBIT bestätigt und für den erwarteten Konzernumsatz nachfragebedingt gesenkt
In einem weiterhin sehr herausfordernden Marktumfeld hat thyssenkrupp im 1. Quartal 2024/2025 die Erneuerung des Konzerns konsequent fortgesetzt und ist insgesamt gut ins neue Geschäftsjahr gestartet. Durch Großaufträge im Marine-Segment legte der Auftragseingang von Oktober bis Dezember um mehr als 50 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf 12,5 Mrd € zu. Der Konzernumsatz lag aufgrund rückläufiger Preis- und Nachfrageeffekte mit 7,8 Mrd € unter dem Vorjahresquartal (8,2 Mrd €). Das Bereinigte EBIT konnte thyssenkrupp auf 191 Mio € steigern. Unterstützend wirkten hier Effekte aus dem ausgeweiteten Performanceprogramm APEX 2.0. Der Free Cashflow vor M&A betrug -21 Mio € und lag damit signifikant über Vorjahr (-531 Mio €), gestützt durch Anzahlungen für ein Großprojekt bei Marine Systems. Auf dieser Basis hat thyssenkrupp die Prognose für den Free Cashflow vor M&A angehoben und erwartet nun auf Jahressicht einen positiven Wert von bis zu 300 Mio € (bisherige Erwartung: zwischen -400 Mio € und -200 Mio €).
Miguel López, Vorstandsvorsitzender der thyssenkrupp AG: „Wir konnten uns im 1. Quartal in einem insgesamt schwierigen Marktumfeld behaupten, haben unsere wirtschaftlichen Ziele weiterhin fest im Blick und bleiben bei der notwendigen Transformation von thyssenkrupp mit großer Entschlossenheit auf Kurs – immer mit dem Anspruch, die Wettbewerbsfähigkeit der Geschäfte weiter zu stärken, nachhaltiges Wachstum zu generieren und damit auch Beschäftigung langfristig zu sichern. Insbesondere beim Stahl und bei Marine Systems liegen intensive Monate vor uns: Auf der Grundlage des vom Stahlvorstand vorgesehenen Geschäftsplans wollen wir Steel Europe als eigenständiges und leistungsstarkes Stahlunternehmen neu aufstellen. Bei Marine arbeiten wir mit Hochdruck am Spin-off, um das Geschäft angesichts des veränderten sicherheitspolitischen Umfelds bestmöglich für die Abarbeitung des hohen Auftragsbestands und des anhaltend hohen Kundeninteresses aufzustellen.“
Entwicklung thyssenkrupp Konzern und Segmente im 1. Quartal 2024/2025
Der Auftragseingang hat sich gegenüber Vorjahr um mehr als 50 Prozent auf 12,5 Mrd € erhöht. Dies ist auf die umfassende Auftragserweiterung über vier U-Boote des laufenden deutsch-norwegischen „212CD“-Programms sowie auf den Zuschlag für den Forschungseisbrecher „Polarstern II“ bei Marine Systems zurückzuführen. Materials Services verzeichnete trotz konjunktureller Herausforderungen ein leichtes Auftragsplus. Bei Steel Europe und Automotive Technology haben sich nachfragebedingte Rückgänge bemerkbar gemacht. Decarbon Technologies hat in einem von Projektverschiebungen geprägten Marktumfeld einen rückläufigen Auftragseingang im Bereich Wasserelektrolyse und im Chemieanlagenbau verzeichnet.
Der Konzernumsatz lag mit 7,8 Mrd € unter Vorjahr (8,2 Mrd €). Ursächlich hierfür waren eine geringere Nachfrage sowie niedrigere Preise bei Automotive Technology, Materials Services und Steel Europe. Der Umsatz von Decarbon Technologies lag (bereinigt um den Verkauf der Tochter thyssenkrupp Industries India) deutlich über Vorjahr. Wesentlich hierfür war das Umsatzwachstum im Bereich Wasserelektrolyse, im Chlor-Alkaligeschäft und im Chemieanlagenbau. Marine Systems steigerte den Umsatz durch Projektfortschritte im Neubaugeschäft und im Bereich Marineelektronik.
Das Bereinigte EBIT des Konzerns stieg im Vergleich zum Vorjahr deutlich um 107 Mio € auf 191 Mio €. Decarbon Technologies und Marine Systems steigerten ihren Ergebnisbeitrag im Vergleich zum Vorjahr. Steel Europe verzeichnete trotz niedrigerem Erlös- und Versandniveau ein deutliches Plus im Vergleich zum Vorjahr, insbesondere aufgrund von höheren positiven Effekten auf der Energieseite sowie rückläufiger Rohstoff- und Energiekosten. Bei Automotive Technology und Materials Services machte sich hingegen die schwierige Marktsituation bemerkbar. Positive Effekte aus dem Effizienzsteigerungsprogramm APEX haben in allen Segmenten das Ergebnis gestützt.
Der Free Cashflow vor M&A hat sich mit -21 Mio € gegenüber dem Vorjahreswert (-531 Mio €) deutlich verbessert. Darin enthalten sind insbesondere Anzahlungen im Zusammenhang mit der Auftragserweiterung bei Marine Systems in Höhe von 1 Mrd €. Diese werden im Zuge der Umsetzung der Projektmeilensteine sukzessive verbraucht. Auf den FCF vor M&A belastend wirkten vor allem der stärkere Aufbau des Vorratsvermögens (u.a. im Vorfeld geplanter Wartungsstillstände im Anlagen-Bereich) sowie gestiegene Investitionen u.a. im Zusammenhang mit der Errichtung der Direktreduktionsanlage im Segment Steel Europe.
Das Netto-Finanzguthaben blieb gegenüber dem Bilanzstichtag mit 4,3 Mrd € nahezu konstant (30. September 2024: 4,4 Mrd €). Mit flüssigen Mitteln und freien zugesagten Kreditlinien zum Bilanzstichtag von insgesamt 6,8 Mrd € verfügt thyssenkrupp weiterhin über eine sehr gute Liquiditätssituation.
Jens Schulte, Finanzvorstand der thyssenkrupp AG: „Trotz des herausfordernden Marktumfelds haben wir unsere Performance im 1. Quartal verbessert. Besonders die Steigerung des EBIT verdeutlicht, dass unsere strukturellen Maßnahmen zur Effizienzsteigerung und Kostensenkung erste Erfolge zeigen. Daran werden wir auch künftig konsequent arbeiten.“
thyssenkrupp weist unter dem Strich einen geringen Periodenfehlbetrag von 33 Mio € aus – nach einem Verlust von 305 Mio € im Vorjahresquartal. Die deutliche Verbesserung resultiert aus dem operativen Ergebnis und den im Vergleich zum Vorjahresquartal deutlich geringeren Wertberichtigungen. Ohne die ebenfalls enthaltenen Restrukturierungsrückstellungen (42 Mio €) wäre das Ergebnis sogar leicht positiv. Das Netto-Ergebnis nach Abzug der Minderheitenanteile lag bei -51 Mio € (Vorjahr: -314 Mio €); das Ergebnis je Aktie betrug -0,08 € (Vorjahr: -0,50 €).
Das Eigenkapital liegt weiterhin bei 10,4 Mrd €. Die Eigenkapitalquote weist weiterhin einen komfortablen Wert von 35 Prozent auf.
Strategische Entwicklung in den Segmenten im 1. Quartal 2024/2025
Bei Automotive Technology liegt der Fokus weiterhin auf Portfolioanpassungen und Restrukturierungen innerhalb der Geschäfte. Außerdem wird weiter in auftragsbezogene Projekte investiert, wie z.B. elektrisch unterstützte Lenksysteme im Bereich Steering oder in die Produktion von Rotor- und Nockenwellen bei Dynamic Components. Für die Geschäftseinheit Federn & Stabilisatoren werden Verkaufsverhandlungen fortgeführt. Die Powertrain-Aktivitäten unserer Business Unit Automation Engineering in Bremen sollen bis 2026 schrittweise heruntergefahren werden. Der Karosseriebauspezialist thyssenkrupp Automotive Body Solutions wird strukturell neu ausgerichtet, um die Wettbewerbsfähigkeit und Rentabilität zu verbessern. Auch beim italienischen Tochterunternehmen Berco, einem Hersteller von Kettenfahrwerkskomponenten für Baumaschinen, wurden gezielte Maßnahmen zur Steigerung der Profitabilität eingeleitet.
Decarbon Technologies treibt die Transformation seiner Geschäftsmodelle hin zu modularisierten und standardisierten Produkten weiter voran. Die Dekarbonisierungsgeschäfte von thyssenkrupp weisen in den kommenden Jahren ein enormes Potenzial auf. Besonders in Südeuropa, dem Nahen Osten, Nordamerika und Asien bieten sich große Wachstumschancen. Die Geschäftseinheit Polysius liefert die zentrale Technologie für die ersten CO2-neutralen Zementwerke weltweit. Heidelberg Materials und Polysius haben einen Vertrag für die Anlagenplanung der Klinkerproduktionslinie in Geseke unterzeichnet, die eine mögliche Abscheidekapazität von bis 3,5 Prozent der Emissionen der deutschen Zementindustrie umfasst. Für die griechische Titan-Gruppe wird Polysius zwei Anlagen zur CO2-Abscheidung errichten, die ab 2029 jährlich rund 1,9 Millionen Tonnen Kohlendioxid oder 12 Prozent aller Treibhausgasemissionen der griechischen Industrie vermeiden sollen. Zudem hat die börsennotierte thyssenkrupp nucera, an der die thyssenkrupp AG einen Mehrheitsanteil hält, eine Absichtserklärung mit dem Unternehmen Hydrom unterzeichnet, um den wachsenden Sektor für grünen Wasserstoff im Oman zu unterstützen.
Materials Services setzt neben datengetriebenen Supply-Chain-Lösungen auf digitale Geschäftsmodelle, um seine Marktposition weiter auszubauen. Die Produktpalette des Startups „pacemaker“ konnte durch die Akquisition von WAVES erweitert werden. WAVES ist ein führender Anbieter von Nachhaltigkeitsmanagement-Plattformen aus Luxemburg. Durch den Kauf eines Anbieters für Präzisionsmetallverarbeitung in den USA wurde zudem die Marktpräsenz in wachstumsstarken Branchen wie der Infrastruktur für Elektrofahrzeuge, der Stromerzeugung und der Telekommunikation gestärkt.
Im Zusammenhang mit der Neuaufstellung von Steel Europe als eigenständiges und leistungsfähiges Stahlunternehmen hat der Stahlvorstand im November 2024 ein Zukunftskonzept vorgestellt, auf dessen Grundlage ein vorläufiger Businessplan entsteht. Dieser bildet auch die Basis für die weiterführenden Gespräche mit dem Mitgesellschafter EP Group zur Bildung eines gleichberechtigten 50/50-Joint-Ventures. Zudem wurde Ende Januar der Verkauf des Elektrobandgeschäfts in Indien für 440 Mio € an ein indisch-japanisches Käuferkonsortium erfolgreich abgeschlossen. Der Erlös aus dem Verkauf stärkt die Kapitalausstattung des Stahlsegments.
Marine Systems hat in den vergangenen Monaten lukrative Großaufträge gewonnen und verfügt zum 31.12.2024 über einen Rekordwert beim Auftragsbestand von 16,4 Mrd €. Aufgrund der geostrategischen Entwicklungen erwartet das Segment auch für die Zukunft eine steigende Nachfrage. Die angestrebte eigenständige Aufstellung wird es ermöglichen, diese Potenziale optimal zu nutzen. Dazu wird der angekündigte Spin-off von Marine Systems mit hohem Tempo vorangetrieben.
Aktualisierte Prognose für das Geschäftsjahr 2024/2025
thyssenkrupp erwartet für das laufende Geschäftsjahr insgesamt ein anhaltend herausforderndes Marktumfeld, geprägt durch Unsicherheiten bezüglich der weiteren Entwicklung der Weltwirtschaft. Dementsprechend wurde die Prognose bewusst mit entsprechenden Spannen bei den Kernsteuerungsgrößen formuliert.
Aufgrund von nachfragebedingten Korrekturen bei allen Segmenten mit Ausnahme von Marine Systems erwartet thyssenkrupp für das Geschäftsjahr 2024/2025 beim Umsatz nun eine Spanne zwischen -3 bis 0 Prozent gegenüber dem Vorjahreswert. Zuvor ist von einer Steigerung zwischen 0 bis 3 Prozent ausgegangen worden.
Das Bereinigte EBIT wird aufgrund des guten Hochlaufs struktureller Verbesserungsprojekte mit einem Wert zwischen 600 Mio € und 1 Mrd € weiterhin bestätigt.
Durch die Anzahlungen im Zusammenhang mit der umfassenden Auftragserweiterung über vier U-Boote bei Marine Systems prognostiziert der Konzern nun einen Free Cashflow vor M&A zwischen 0 € und 300 Mio €. Zuvor wurde ein Wert zwischen -400 Mio € und -200 Mio € erwartet.
Für den Jahresüberschuss geht thyssenkrupp weiterhin von einer Rückkehr in die Gewinnzone mit einer Verbesserung auf einen Wert zwischen 100 Mio € und 500 Mio € aus.