Aug 14, 2025 5:00 AM
thyssenkrupp mit solider Geschäftsentwicklung im 3. Quartal 2024/2025
Auftragseingang steigt um 21 Prozent auf 10,1 Mrd €, getrieben von Marine Systems
Umsatz preis- und nachfragebedingt bei 8,2 Mrd € (Vorjahr: 9,0 Mrd €)
Bereinigtes EBIT auf 155 Mio € verbessert (Vorjahr: 149 Mio €): Performanceprogramm APEX mit positiven Ergebniseffekten
Free Cashflow vor M&A auf ‑227 Mio € verbessert (Vorjahr: ‑256 Mio €)
Geschäftsjahr 2024/2025: Umsatzprognose angepasst; Prognose für Bereinigtes EBIT am unteren Ende der kommunizierten Spanne konkretisiert
thyssenkrupp verzeichnete im 3. Quartal des Geschäftsjahres 2024/2025 in einem anhaltend herausfordernden Marktumfeld eine solide Geschäftsentwicklung. Der Auftragseingang von April bis Juni legte auf 10,1 Mrd € zu. Dies entspricht einem Anstieg um 21 Prozent gegenüber dem Vorjahr, getrieben vor allem durch ein starkes Neugeschäft bei Marine Systems. Der Konzernumsatz belief sich auf 8,2 Mrd € (Vorjahr: 9,0 Mrd €). Ausschlaggebend hierfür waren vor allem rückläufige Preis- und Nachfrageeffekte. Trotz des Umsatzrückgangs konnte der Konzern das Bereinigte EBIT stabil halten und sogar leicht steigern auf 155 Mio € nach 149 Mio € im Vorjahr. Positive Effekte aus dem Performanceprogramm APEX stützten diese Entwicklung. Der Free Cashflow vor M&A lag mit ‑227 Mio € ebenfalls über dem Vorjahr (‑256 Mio €). Mit Blick auf das Gesamtjahr hat thyssenkrupp aufgrund der unverändert schwachen Nachfrage und einem weiterhin niedrigem Preisniveau seine Prognose beim Umsatz angepasst. Der Umsatz wird nun in einer Spanne zwischen -7 Prozent und -5 Prozent gegenüber Vorjahr erwartet (bisher: -3 Prozent bis 0 Prozent). Als Folge wurde auch die Prognose für das Bereinigte EBIT konkretisiert. Der Konzern erwartet nun einen Wert am unteren Ende der kommunizierten Spanne von 600 Mio € bis 1.000 Mio €.
„Das zurückliegende Quartal war von enormen makroökonomischen Unsicherheiten geprägt. Das schwache Marktumfeld in wichtigen Kundenindustrien wie der Automobilindustrie, dem Maschinen- und Anlagenbau und der Bauwirtschaft sind für uns deutlich zu spüren. Dennoch ist es uns gelungen, mit APEX und weiteren konsequenten Maßnahmen zur Kostensenkung gegenzusteuern und das Ergebnis stabil zu halten“, sagt Miguel López, Vorstandsvorsitzender der thyssenkrupp AG. „Zugleich machen wir große Fortschritte bei unseren strategischen Themen: Für unser Marinegeschäft streben wir noch in diesem Kalenderjahr eine Börsennotierung an. Für Steel Europe legen wir mit dem neuen Sanierungstarifvertrag die Basis für eine erfolgreiche Zukunft. Und auch in den anderen Segmenten arbeiten wir zielstrebig auf das neue Zukunftskonzept hin.“
Entwicklung thyssenkrupp Konzern und Segmente im 3. Quartal 2024/2025
Der Auftragseingang des Konzerns lag mit 10,1 Mrd € deutlich über dem Vorjahreswert von 8,4 Mrd €. Das Segment Marine Systems verzeichnete ein erhebliches Auftragsplus. Hierzu trug insbesondere die Auftragserweiterung für zwei U-Boote aus Singapur bei. Darüber hinaus schloss Marine Systems einen der größten Serviceverträge in der Unternehmensgeschichte für sechs U‑Boote der Deutschen Marine ab. Im Segment Automotive Technology hielt die verhaltene Kundennachfrage an. Auch Steel Europe und Materials Services waren weiterhin von nachfrage- und preisbedingten Rückgängen geprägt. Das Segment Decarbon Technologies blieb insgesamt unter dem Vorjahreswert.
Der Konzernumsatz belief sich auf 8,2 Mrd € (Vorjahr: 9,0 Mrd €). Dieser Rückgang resultierte insbesondere aus einer geringeren Nachfrage in den Segmenten Automotive Technology, Materials Services und Steel Europe sowie niedrigeren Preisen bei Materials Services und Steel Europe. Auch das Segment Decarbon Technologies lag insgesamt unter dem Vorjahr. Marine Systems steigerte den Umsatz durch Projektfortschritte im Neubaugeschäft sowie in den Bereichen Service und Marineelektronik.
Das Bereinigte EBIT des Konzerns lag mit 155 Mio € über dem Vorjahr (149 Mio €). Der Anstieg resultierte aus dem deutlich verbesserten Ergebnis bei Decarbon Technologies. Grund waren positive Einmaleffekte (im Wesentlichen Aufholung einer Forderungswertberichtigung), eine verbesserte operative Performance und der Wegfall außerordentlicher Mehrkosten aus der Vorperiode. Bei Steel Europe wirkten sich ein schwächeres Erlös- und Versandniveau sowie eine geringere Produktionsauslastung infolge geplanter Umbaustillstände negativ auf das Ergebnis aus. Auch Automotive Technology und Materials Services standen weiterhin im Zeichen eines herausfordernden Marktumfelds. Bei Marine Systems beeinflussten unter anderem die höheren Kosten im Zuge der angestrebten Verselbstständigung das Ergebnis. Positive Effekte aus dem Effizienzsteigerungsprogramm APEX unterstützten die Ergebnisentwicklung in allen Segmenten.
Der Free Cashflow vor M&A lag bei -227 Mio € und damit leicht über dem Niveau des Vorjahresquartals (-256 Mio €).
Das Netto-Finanzguthaben lag zum Stichtag 30. Juni 2025 bei 3,7 Mrd € (31. März 2025: 4,0 Mrd €). Der Konzern verfügt mit flüssigen Mitteln und freien, zugesagten Kreditlinien von insgesamt 5,7 Mrd € weiterhin über eine sehr gute Liquiditätssituation.
Unter dem Strich ergibt sich ein Periodenfehlbetrag von -255 Mio € (Vorjahr: -33 Mio €). Belastend wirkte insbesondere ein einmaliger Steuereffekt im Zusammenhang mit der Vorbereitung der geplanten Abspaltung des Marinegeschäfts in Höhe von rund 135 Mio €. Hinzu kamen erneut Wertminderungsaufwendungen bei Steel Europe in Höhe von rund 100 Mio € und Restrukturierungsaufwendungen bei Automotive Technology von rund 70 Mio €. Das Netto-Ergebnis nach Abzug der Minderheitenanteile lag bei -278 Mio € (Vorjahr: -54 Mio €); das Ergebnis je Aktie betrug -0,45 € (Vorjahr: -0,09 €).
Das Eigenkapital lag bei 9,9 Mrd € (Stand 31. März 2025: 10,6 Mrd €). Neben dem Periodenfehlbetrag wirkten sich Wechselkurseffekte aus. Die Eigenkapitalquote liegt weiterhin auf einem komfortablen Niveau von knapp 35 Prozent.
Strategische Entwicklung in den Segmenten im 3. Quartal 2024/2025
thyssenkrupp setzt die Neuausrichtung des Konzerns wie geplant fort. Langfristiges Ziel ist es, die thyssenkrupp AG zu einer schlanken Konzernführungsgesellschaft zu entwickeln, die Beteiligungen an starken, eigenständigen Unternehmen unter ihrem Dach vereint – mit klaren Rollen, selbständiger Steuerung und jeweils eigenem Wertbeitrag. In den vergangenen Monaten wurden wichtige Fortschritte in den einzelnen Segmenten erzielt.
Automotive Technology richtet sich zum 1. Oktober 2025 mit vier kunden- und technologieorientierten Business Units neu aus, um sein Potenzial optimal zu nutzen und profitabel zu wachsen. Die neue Struktur fördert effizientere Zusammenarbeit, einen stärkeren Kundenfokus und Synergien. Parallel läuft das im März gestartete Effizienzprogramm. Geplant ist eine Kostensenkung von über 150 Mio €, unter anderem durch den Abbau von rund 1.800 Stellen. Parallel dazu setzt Automotive Technology den Fokus auf Portfolioanpassungen: Die Business Units Automotive Body Solutions, Automation Engineering und Springs & Stabilizers werden separat weitergeführt; hier prüft thyssenkrupp strategische Optionen wie Partnerschaften oder neue Eigentümermodelle.
Decarbon Technologies leistet mit seinem breiten Technologieportfolio einen bedeutenden Beitrag zur nachhaltigen Transformation energieintensiver Industrien. Die Geschäftseinheit Uhde ist weltweit führender Anbieter von Ammoniaktechnologie und Großanlagen. Ende Mai 2025 haben Uhde und Uniper eine strategische Partnerschaft geschlossen, um eine zentrale Technologie für den globalen Wasserstoffhandel zur industriellen Reife zu bringen: den großtechnischen Ammoniak-Cracker. Ziel der Zusammenarbeit ist es, importierten Ammoniak im industriellen Maßstab in Wasserstoff umzuwandeln und für verschiedenste Branchen wie Energie, Stahl oder Chemie verfügbar zu machen.
Materials Services setzt seine Transformation vom reinen Werkstoffhändler zum Lieferkettendienstleister fort. Dazu tragen sowohl der Hochlauf von verschiedenen Investitionen in das nordamerikanische Dienstleistungs- und Fertigungsgeschäft als auch in das Servicecentergeschäft in Deutschland sowie die Stärkung des digitalen Produktportfolios bei. In den USA gehört Materials Services inzwischen zu den TOP-20-Anbietern im Bereich Lagerhaltung. Zur Stärkung der Kompetenzen im Bereich Digitalisierung wurde im 3. Quartal auch das Technologie Center Indien der thyssenkrupp AG in Materials Services integriert.
Steel Europe setzt die strategische Neuausrichtung auf Basis des industriellen Zukunftskonzepts konsequent fort. Am 12. Juli 2025 wurde mit der IG Metall eine Einigung auf einen neuen Sanierungstarifvertrag „Neuaufstellung Stahl“ erzielt. Damit ist die Grundvoraussetzung für eine langfristig wettbewerbsfähige und erfolgreiche Aufstellung von thyssenkrupp Steel geschaffen.
Dabei bleibt es das erklärte Ziel, die zwingend notwendigen Maßnahmen zur Kostensenkung ohne betriebsbedingte Kündigungen umzusetzen. Bereits Anfang Juli konnten mit dem Hochlauf des neuen Warmbandwerkes 4 und der neuen Stranggießanlage 4 sowie einer vollautomatisierten Brammenlogistik zentrale Investitionen in Höhe von insgesamt rund 800 Mio € zur Optimierung des Produktionsnetzwerkes am Standort Duisburg abgeschlossen werden. Beim Bau der Direktreduktionsanlage in Duisburg wurden die Vorbereitungen des Baufelds fertiggestellt. Neben der bereits erfolgten Errichtung von drei Schalthäusern wird ab Oktober mit dem Stahl- und Hochbau der Anlage begonnen.
Marine Systems hat mit der Zustimmung der Aktionärinnen und Aktionäre der thyssenkrupp AG zur Abspaltung einer Minderheitsbeteiligung einen wichtigen Meilenstein hin zu einem eigenständigen, börsennotierten Systemanbieter im maritimen Verteidigungsmarkt erreicht. Mit Wirksamwerden der Abspaltung werden 49 Prozent der Anteile an der neuen TKMS AG & Co. KGaA (TKMS) direkt an die Aktionärinnen und Aktionäre der thyssenkrupp AG übertragen, während die thyssenkrupp AG Mehrheitsgesellschafterin bleibt. Für Ende September wird ein „Capital Markets Day“ vorbereitet, um das eigenständige Unternehmen und seine Perspektiven vorzustellen. Die Notierung der TKMS im Prime Standard der Frankfurter Wertpapierbörse wird noch in diesem Kalenderjahr angestrebt.
Die Abspaltung soll nicht nur die finanzielle Unabhängigkeit von TKMS stärken, sondern auch neue Möglichkeiten für Wachstum und Innovation eröffnen. Mit den Großbeauftragungen des laufenden Geschäftsjahres verfügt das Geschäft bereits zum 30. Juni 2025 über einen Auftragsbestand von 18,5 Mrd €. Die für die kommenden Jahre erwartete steigende Nachfrage in den Kerngeschäften von TKMS und die langfristigen geostrategischen Entwicklungen bieten dem Unternehmen zusätzliche Wachstumschancen.
Angepasste Prognose für das Geschäftsjahr 2024/2025
Angesichts des anhaltend herausfordernden Marktumfelds hat thyssenkrupp nachfrage- und preisinduzierte Anpassungen beim Umsatz bei Automotive Technology, Materials Services und Steel Europe vorgenommen. Für das Geschäftsjahr 2024/2025 geht der Konzern beim Umsatz nunmehr von einer Spanne zwischen ‑7 Prozent und -5 Prozent aus (zuvor: -3 Prozent bis 0 Prozent).
Als Folge hat thyssenkrupp auch die Prognose für das Bereinigte EBIT konkretisiert und erwartet nun einen Wert am unteren Ende der Bandbreite von 600 Mio € bis 1.000 Mio €.
Als Reaktion auf die angespannte Lage werden auch die Investitionen restriktiver geplant. Sie werden nun in einer Spanne zwischen 1.400 Mio € und 1.600 Mio € erwartet (zuvor: 1.600 Mio € bis 1.800 Mio €).
Beim Free Cashflow vor M&A geht der Konzern weiterhin von einer Spanne zwischen 0 € und 300 Mio € aus. Der Jahresüberschuss wird voraussichtlich zwischen 100 Mio € und 500 Mio € liegen.
Dr. Axel Hamann, CFO der thyssenkrupp AG: "Unsere Prognose trägt den weiterhin herausfordernden Marktbedingungen Rechnung. Trotz dieser anspruchsvollen Rahmenbedingungen sind wir zuversichtlich, unser vorrangiges Ziel eines positiven Free Cashflow vor M&A auch im laufenden Geschäftsjahr zu erreichen. Die konsequente Umsetzung strukturwirksamer Maßnahmen zur Effizienzsteigerung und Kostensenkung in allen Segmenten ist weiterhin von zentraler Bedeutung. Damit schaffen wir die Grundlage, unsere Geschäftsbereiche nachhaltig zukunftsfähig aufzustellen.“